Firmengründer Fritz Thiele
Unternehmenschronik
Der Gründer des Bohr- und Brunnenbaubetriebes in Naunhof, Fritz Thiele, entstammt einer Brunnenbauer-Traditionsfirma aus Mutzschen in der dritten Generation.
Am 09. Mai 1931 gründete er als Brunnenbaumeister den Bohr- und Brunnenbetrieb mit Zementfabrikation in Naunhof.
In der Nachfolge übernahm nach seinem Tod 1976 seine Tochter, Tiefbauingenieur und Brunnenbaumeisterin Margit Porsch, die Firma.
Ab 2004 erfolgte aus Altersgründen ein Inhaberwechsel der fünften Generation mit derBrunnenbaumeisterin Gabriele Wegel.
Brunnenbauunglück im Jahre 1901 - 118 Stunden lebendig begraben
Unglücksort: Grimma "Rotes Vorwerk" etwa 1 Kilometer vom Oberen Bahnhof Richtung Leipzig - 150 m vom Bahnkörper entfernt.
Mein Großvater, Richard Thiele, 23 jährig, war am Sonnabend, dem 12. Oktober 1901 in den Brunnenschacht eingefahren, um das Mauerwerk weiter aufzumauern. Gegen
13.30 Uhr stieß beim Hochwinden der Eimer an die Verschalung oberhalb des Mauerwerks. Der Triebsand geriet in Bewegung, drückte die Verschalung zusammen und begrub meinen Großvater in ca. 16
Meter Tiefe mit Erdmassen. Durch die vorhandene Steigleiter hatte der Verunglückte eine schwache Öffnung nach oben, so dass die Sauerstoffzufuhr gewährt war und man sich mit ihm verständigen
konnte. Der Verschüttete befand sich in hockender Stellung in einer Gruft von einem Meter Länge, 80 Zentimeter Höhe und 35 Zentimeter Breite. Aus diesem Gefängnis galt es ihn zu befreien. Eine
große Rettungsaktion wurde eingeleitet mit 50 Freiwilligen aus dem 12. Pionierbataillon, in dem er bis zum Herbst 1900 gedient hatte. Unter anderem Vizefeldwebel Behrens, Sergeant Seltmann sowie
erfahrene Bergleute, Obersteiger Krügel-Naundorf und Häuer Grimm aus Kaditzsch.
Die Rettungsarbeiten begannen mit der terrassenförmigen Abtragung des Erdreiches neben dem Unglücksschacht. Ab zwei Meter Tiefe wurde der erste Schacht 12 Meter bis
Sonntag früh 6.30 Uhr abgeteuft. Danach mussten die Schachtarbeiten abgebrochen werden, da Triebsand nachbrach.
Bis Montag 17 Uhr wurde ein zweiter Schacht auf 12 Meter abgeteuft und verschalt.
Von diesem Schacht wurde ein 50 Zentimeter Eisenrohr zum Unglücksschacht vorgetrieben. Allerdings erwies sich der Stollen als zu hoch, ca. zwei Meter über dem
Verunglückten.
So wurde der zweite Rettungsschacht auf 14 Meter vertieft und erneut ein Stollen seitlich von 50 Zentimetern vorgetrieben.
Die Vortriebsarbeiten erwiesen sich als äußerst schwierig und man musste mit größter Vorsicht vorgehen, um ein zusätzliches Verschütten des Verunglückten durch
Triebsand zu vermeiden. Mittlerweile war es Dienstag Nachmittag - 75 Stunden nach dem Unglück und eine Rettung immer noch nicht in Aussicht. Immer wieder misslang das Vortreiben der
Rettungsstollen infolge Triebsandeinbruch und das Auftreffen auf 3- und 4-fach Verschalung des eingestürzten Brunnens.
Die Eisenbahnverwaltung wurde angewiesen, in Nähe der Unglücksstelle die Züge langsam fahren zu lassen.
Am Mittwoch Abend war es erstmals möglich, die Holzverschalung zu durchbrechen und mittels Schlauch dem Verunglückten nach 94 Stunden Flüssignahrung zuzuführen.
Zentimeterweise wurde die Verschalung an der Versorgungsstelle abgestochen und vergrößert und ein 38 Zentimeter Eisenrohr vorgetrieben. Da dieser Durchmesser zur Rettung fraglich erschien, begann
man auf der anderen Seite einen dritten Rettungsschacht anzulegen.
Am Donnerstag, dem 17.Oktober 1901 um 11.30 Uhr versuchte man den Verunglückten mittels Seil durch den Versorgungsstollen von 38 Zentimeter zu ziehen. Die Rettung
gelang, da mein Großvater sehr schlank war.
Allerdings riss es ihm dabei die Hose vom Leib. Die Hauptsache aber war - "durch!".
Mit frohem "Glück auf" begrüßte mein Großvater, Richard Thiele, nach 118 Stunden - knapp fünf Tagen Dunkelheit - das Tageslicht. Sein Vater, Paul Thiele und alle
Beteiligten waren überglücklich über die erfolgreiche Rettung.
Zu verdanken war die Rettung dem unermüdlichen Einsatz des Vizefeldwebels Behrens, des Sergeanten Seltmann, des Häuers Grimm aus Kaditzsch und des Obersteigers
Krügel-Naundorf.
Verkürzt aufgezeichnet durch die Enkelin Margit Porsch geb. Thiele